Diskussion zu ARD-Klinikdrama Funktionär trifft Mensch Die Ärztekammer Berlin zeigt die Preview eines ARD-Dramas über kriminelle Machenschaften in Kliniken. In einer bemerkenswerten Diskussion zeigt sich, wie schwer sich Verbandsleute tun, außerhalb ihrer Blase zu kommunizieren. Als die Ärztekammer Berlin am Mittwochabend einen Saal im Erdgeschoss ihres Hauses zu einem kleinen Kino umfunktionierte, war es nicht das erste Mal, dass an diesem Ort in der Friedrichstraße ein Film gezeigt wurde. Vor mehr als hundert Jahren nämlich betrieb hier der – wegen NSVerstrickungen später in Verruf geratene – Filmpionier Oskar Messter das laut Ärztekammer „weltweit erste professionelle Filmstudio“. Die besondere Geschichte der eigenen Adresse war ein Grund, warum Kammerpräsident Dr. Günther Jonitz hier nun die Preview zum ARD-Drama „Götter in Weiß“ ausrichten ließ, mit anschließender Podiumsdiskussion. ![]() Götter In Weiß TrailerVideo 1 von 1 zur Serie: Götter in Weiß - Trailer (Deutsch) HD jetzt anschauen! Darum geht's in 'Götter in Weiß' Die kleine Leah (Hedda Erlebach) wird nach einem Fahrradunfall mit einem Trümmerbruch im Oberschenkel in eine Kleinstadt-Klinik an der mecklenburgischen Seenplatte eingeliefert. Für die Chirurgin Dr. Anna Hellberg (Claudia Michelsen, GOLDENE KAMERA 2013) ist das nur eine Routine-OP. „Götter in Weiß“ ist eine Produktion der Cinecentrum Berlin Film und Fernsehproduktion GmbH im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks. Was früher undenkbar erschien, die Götter in weiss eines Fehlers zu bezichtigen, ist heute relativ normal geworden. Immer mehr Fälle werden an Schlichtungsstellen oder sogar vor Gerichten ausgefochten. Seit fünf oder sechs Jahren werden auch vermehrt Bewertungsportale im Internet genutzt, um den eigenen Arzt zu bewerten. Es war ein bemerkenswerter Abend. Nicht so sehr, weil die Ärztekammer zum Kino wurde. Sondern weil Krankenkassen- und Klinikfunktionäre hier der für sie offenbar seltenen Begegnung mit Menschen ausgesetzt wurden, die nicht tief im Gesundheitswesen verwurzelt sind. Dabei zeigte sich deutlich, wie entrückt auf Letztere inzwischen oft die Ersteren wirken. „Götter in Weiß“ läuft am 15. November zur besten Sendezeit, 20.15 Uhr, in der ARD. Claudia Michelsen spielt im Film eine Chirurgin, der nach einer geglückten Routine-Operation fast ein Kind stirbt, weil es im OP-Saal offenbar multiresistente Keime gibt. Schuld, stellt sich später heraus, sind kriminelle Machenschaften anderer Ärzte und des ärztlichen Direktors, die versuchen, dem steigenden Spardruck durch den Klinikbetreiber gerecht zu werden. Die Klinik erscheint im Film nicht als rettende Institution, sondern als Geldmaschine, der jeder versucht zu entfliehen, der noch nicht als Fallpauschale monetarisiert wurde. Der Film ist dramaturgisch gut gemacht, aufgehangen am Schicksal eines Kindes – es ist also absehbar, dass nach seiner Ausstrahlung in vielen deutschen Wohnzimmern erneut die Frage gestellt werden wird, was deutschen Ärzten nicht alles zuzutrauen ist, sind sie erst einmal im Hamsterrad des Wirtschaftsbetriebs Krankenhaus gefangen. Hauptdarstellerin nahe am Wutausbruch Georg Baum war also gar nicht begeistert. Pandemie „X“, Nächstes Massensterben In Sicht![]() Götter In Weiß KritikAls Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) kam er schon mit emotionalem Rucksack in die Ärztekammer, denn am Mittwochmorgen musste er bereits einer öffentlichkeitswirksamen Studie entgegentreten, laut der in deutschen Kliniken aus Profitinteresse unnötig oft operiert würde. Baum brauchte daher auch nicht lange, um zu betonen, dass es an deutschen Kliniken im internationalen Maßstab sehr wenige nosokomiale Infektionen gebe. ![]() Der Film zeige, wie Debatten darüber von „professionellen Geschichtenantreibern angefeuert würden“. Das fördere eine „Misstrauenskultur“, die bei Patienten „Ängste und Nöte auslöst“. Letztlich seien schätzungsweise ein paar tausende Fälle multiresistenter Keime bei rund 20 Millionen Krankenhausbehandlungen eine sehr geringe Quote. Mit Fällen meinte Baum Todesfälle. Es sind Sichtweisen, die im Mikrokosmos Gesundheitspolitik kaum bemerkt würden.
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March 2019
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